Der Jakobsweg fasziniert mich schon länger und aus verschiedenen Gründen. Anfangs, in jüngeren Jahren, fand ich die sportliche Leistung und die Vorstellung, mehr als 800 km durch Spanien zu Fuß zu laufen, im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich. Als ich das erste Mal davon hörte, fehlte mir die Idee, was das bedeuten mag und was dieser Weg mit einem machen kann. Und wie es häufig so ist, hatte ich mit 20 Jahren noch nicht das Tolle an Wandern entdeckt und stufte das trotz meines durchaus vorhandenen Zugangs zu Spiritualität als Aktivität für ältere Menschen ein.
Doch im Laufe der Jahre und mit zunehmender emotionaler Reife begann ich es anders zu begreifen. Der Camino in Spanien war gedanklich noch weit weg, aber Spaziergänge in der Natur nahmen zunehmend Platz in meinem Leben ein. Ich habe immer die Natur geliebt. Ihre Schönheit und Vielfalt, die Ruhe und der Platz. Als junge Mama dann irgendwann sehr viele Runden mit dem Kinderwagen und mir gefiel es.
Es folgten kleinere Wanderungen und einen echten Durchbruch hatte ich 2018 auf meiner 4-tägigen Wanderung auf dem Gendarmenweg in Dänemark – eine wunderschöne Strecke über 88 km an der Küste der Flensburger Förde – zu Beginn einer beruflichen Auszeit von 13 Monaten. Bereits auf den ersten Kilometern verstand ich, welche Heilung Wanderungen in der Natur uns Menschen schenken können. Ich hatte viele Themen, die ich einige Jahre nicht in Ruhe hatte reflektieren können. Ich hatte ein paar Themen, die ich emotional verarbeiten musste. Ich spürte den Schmerz in den Beinen, als ich nach dem ersten Tag mit Rucksack auf 25km abends ankam. Und ich spürte die Freude an dem Gefühl, dass am zweiten Tag trotzdem die nächsten 25 km nach ein paar Startschwierigkeiten gingen. Mein Körper gewöhnte sich an die Belastung und ich fühlte teilweise sehr meditative Zustände.
Von da an war es um mich geschehen, und immer wenn ich konnte, machte ich kleine Wanderungen von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Tagen. Der Große Weg war allerdings aufgrund der Lebenssituation zu dem Zeitpunkt noch nicht drin. Immer wieder träumte ich vom Camino und verwarf dann doch die Idee. Sechs Wochen am Stück gingen weder beruflich noch familiär und für mich stand fest, dass ich den Jakobsweg wenn dann in einem Stück laufen wollte. Ich mache viele Dinge sehr ganz. Also vertagte ich das Projekt, bis sich 2025 endlich die Chance ergab. Und denke bis heute, es sollte so sein…


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